Warum die freie Szene in Kriegszeiten etwas zu sagen hat
- Carovana091

- 7. Nov.
- 2 Min. Lesezeit

Die freie experimentelle Szene ist kein Teil der kapitalistischen, kommerziellen Kulturproduktion. Ihr Ziel ist nicht die Herstellung eines marktfähigen Produkts, sondern die Arbeit an künstlerischen und gesellschaftlichen Prozessen. Ihr wirtschaftlicher Wert ist gering - und wird es vermutlich auch bleiben. Doch gerade hierin liegt ihre Stärke: Die freie Szene lebt von Freiheit, Experimentierfreude und der Möglichkeit, neue Ausdrucksformen zu erproben. Gleichzeitig birgt genau diese Unabhängigkeit eine Angriffsfläche, denn sie schöpft weitgehend aus eigenen Ressourcen, aus kreativer Kraft, Engagement, Netzwerken und der Bereitschaft, Neues zu wagen.
In einer Welt, in der Krieg längst auch ein Geschäft ist, in der mit Waffen, Angst und der Steuerung von Aufmerksamkeit Gewinne erzielt werden, setzen viele Künstler*innen der freien Szene auf einen anderen Wert: den menschlichen. Sie gründen ihre Arbeit auf Freiheit des Ausdrucks, auf Kommunikation, Empathie und auf die Bereitschaft, sich dem Ungewohnten zuzuwenden.
Ihr Fundament ist Vertrauen. Vertrauen in das eigene Schaffen, in die Kraft der Begegnung und in das Leben selbst. Dieses Vertrauen ist alles andere als naiv. Es entsteht aus der Einsicht, dass Zeiten von Krieg, Krisen und Unruhe Lebensfreude, Schaffenskraft und Vertrauen zutiefst erschüttern. Krieg ist stets die Wiederholung ungelöster Konflikte, eine Spirale der Entfremdung, in der Mitgefühl und Verständigung verloren gehen.
Kulturelle Aktivitäten schaffen Räume der Begegnung. Hier können Menschen sich öffnen für gemeinsames Erleben, Resonanz und Mitgefühl. Bei einem Konzert, einem Filmabend, einer Sportveranstaltung oder einem Volksfest teilen wir Erfahrungen, die uns auf einer besonderen, nicht alltäglichen Ebene mit unserem Menschsein verbinden.
In diesem Sinne entstand We See You / Sound the Alarm und entfaltet genau diese Wirkung: Es bringt Menschen zusammen, national wie international, stärkt Solidarität in den Herzen und generiert Mittel für die Menschen, die jetzt dringend Hilfe benötigen.
Kultur zu schaffen bedeutet Friedensarbeit. Sie hält unsere Empfindungsfähigkeit lebendig, stärkt Solidarität und erinnert uns daran, was uns menschlich macht: die Fähigkeit zu fühlen, zu handeln und eine klare Haltung einzunehmen.
Und sie steht für Werte, die man nicht kaufen kann, sondern nur kreieren, leben und erleben.
» Mehr Infos zum Projekt WE SEE YOU



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